Arabische Kalligraphie

Stile und Beispiele

Wie im Kapitel "Bedeutung der Kalligraphie" erklärt, hat die Kunst der arabischen Kalligraphie, im weitesten Sinn die Neigung, Schrift zuz gestalten oder ganz als dekoratives Element einzusetzen, eine lange Tradition und viele Facetten. Die Kalligraphie ist die Kunstform der Moscheen, aber auch die Kunst der Schönschrift für Dokumente etc. und eine Kunstform mit eigenem Ausdruck.

Es gibt eine Vielzahl von Stilen und besonderen Formen, von denen ich einige hier vorstellen möchte. Als Beispiel soll uns die "Basmala" dienen - dabei handelt es sich um den Satz "bism íllah ar-rahmán ar-rahím" ("im Namen Gottes, des Barmherzigsten der Barmherzigen"), der als Einleitungsformel für eine Tätigkeit, eine Koransure, einen offiziellen Brief etc. oder als Segensspruch verwendet wird und deshalb auch sehr oft in kalligraphierter Form auftaucht. In arabischer schrift sieht er so aus:

Kufischer Stil Beginnen wir mit dem kufischen Stil, weil er zu den ältesten gehört. Der Kufi-Stil, benannt
nach der Stadt Kufa, stammt ursprünglich aus einer Zeit, als. die arabische Schrift noch im Entstehen war und auch noch nicht auf Papier geschrieben, sondern in Form von Inschriften in Stein gemeißelt wurde. Im kufischen Stil haben die Buchstaben deshalb eine recht eckige Form. Im Extremfall gibt es überhaupt keine Rundungen, und die Buchstaben sehen wie "digitale" Zeichen aus, die in Form von Mustern gesetzt werden (Bild rechts). Das muß aber nicht so sein, vielmehr gibt es zahlreiche Kufi-Stile, bei denen die geometrischen Formen der Buchstaben zu Blumenmotiven oder Gebäuden ausgeschmückt werden. Ein Beispiel für kufische Schrift sieht so aus:

Persischer Stil (Farisy, Roq'a, Ta'alik). Dieser Stil findet sich z.B. in persischen und arabischen Handschriften des Mittelalters. Es wird mit Tinte geschrieben und man erhält die typischen dünnen und dicken Stellen je nach der Richtung eines Striches. Im persischen Stil werden gerne langgezogene Abschlußbögen betont. Manche Buchstaben sind ein wenig vereinfacht und es wird in einem Zug geschrieben, so daß manchmal wirklich der Eindruck einer unregelmäßigen Schlangenlinie entsteht:

Türkischer Stil (Diwany). Der türkische Stil kam in der Zeit des Osmanischen Reiches zu seiner Blüte. Es ist ein zierlicher Schmuckstil, der fast ein wenig verschnörkelt und reichhaltig wirkt. Manche Buchstaben haben Sonderformen mit zusätzlichen Schwüngen und Bögen. Der Stil hat viel Dynamik.

Formgebung. Je nachdem, welche Elemente betont werden - die vertikalen Linien, die z.B. bei den Buchstaben Alif und Lam auftauchen, oder die langen horizontalen Schwünge, die man z.B. nach Sin oder Ta einfügen darf - ergeben sich unterschiedliche Formen und grafische Effekte, wie man an den beiden Beispielen der Basmala sieht. Es ist auch erlaubt, die Wörter wie
im oberen Beispiel überinanderzulegen und zu verflechten. Manchmal, wenn es die Komposition erfordert, sind Buchstaben auch ein Stück weit verschoben. Oft muß man die einzelnen Teile von unten nach oben der Reihe nach lesen, wobei aber in jedem Fall ganz rechts begonnen und dann Stück für Stück nach links weitergelesen wird.

"Form-Kalligraphien". Beliebt ist es, durch eine entsprechende Anordnung und Ausrichtung der Worte, und eine besondere Betonung bestimmter Buchstaben, Bögen, Schwünge, Striche (z.B. die langen Striche von Alif und Lam oder die Schlußbögen von Mim und Ya) dem Gesamtbild eine bestimmte bildliche Form zu geben. Rechts wiederum die Basmala in zwei verschiedenen Formen. Es gibt Darstellungen von Pflanzen, Tieren, Gebäuden, Formen usw.

Tugra. Eine Variante mit besonderer Bedeutung ist die Tugra, eine Kalligraphie in Form einer ausgestreckten Hand. Rechts ist wiederum eine Basmala in dieser Form abgebildet. Eigentlich aber wurde die Tugra von Kalifen und Sultanen in der arabischen Welt und im Osmanischen Reich verwendet. Die Herrscher hatten lange arabische Namen mit mehreren Titeln und Beinamen, die in unverwechselbarer Weise als eine solche Tugra geschrieben wurden, die wie ein Siegel zur Unterzeichnung diente. Ursprünglich kommt die Handform daher, daß die frühen Herrscher mit dem Tintenabruck ihrer eigenen Hand unterschrieben.

Literatur und Links zum Thema
Links allgemein
Yakoo - Calligraphie arabe
Umfangreiche Link-Seite (französisch)
http://www.yakeo.com/fr/calligraphie/

Moderne Kalligraphen
Hassan Massoudy
Website mit umfangreicher Galerie
http://perso.orange.fr/hassan.massoudy/

Salah Moussawy
"
Inoffizielle" Galerie-Website
http://camloire.free.fr/galerie/indexpuzzle.php

Abdelkader Kamal
Website mit Galerie
http://www.artabus.com/french/kamal/

G. Mandel: Gemalte Gottesworte
EUR 9,90
...

Eines der wenigen Bücher, das sich ausschließlich der arabischen Kalligraphie widmet. Mit zahlreichen Beispielen und Erklärungen auch zum kulturellen Hintergrund. Wer selber kalligraphieren möchte, wird hier weniger fündig.

Weitere Literatur auf Französisch
In Frankreich ist eine ganze Reihe von Büchern zum Thema erhältlich. Neben kalligraphisch-künstlerischen Sammlungen gibt es - zu bekommen am Institut du Monde Arabe in Paris - eine Reihe, in der zu verschiedenen Stilen praktische Anleitungen, Übungen und Beispiele gegeben werden ("Cahiers de Calligraphie Arabe"). Wer Interesse daran hat, kann sich bei mir melden.

Kalligraphie

"Was steht da eigentlich?"

Bedeutung der Kalligraphie

Galerie & Links

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