Alltag: Die arabische Sprache

Dies ist eine kurze Einführung in die arabische Sprache. Sie soll einen kleinen Einblick vermitteln, ein paar Informationen liefern und zum Weiterlesen und Weiterlernen anregen!

"Arabisch ist sicher sehr schwer..."

Nein. Die ungewohnte, verwirrende Schrift, der ungewohnte Klang und einfach die Fremdheit führen dazu, daß viele die arabische Sprache für besonders schwer halten. Aber die Schrift ist einfach eine Sache der Übung, und Klang und Aussprache muß man nicht perfekr beherrschen. Arabisch ist eine Sprache wie viele andere und nicht so exotisch, wie man glaubt. Wer aus europäischen Sprachen mit Wörtern, Verben, Zeiten, Fällen, Geschlechtern und Satzbaumustern vertraut ist, findet dieselben Systeme auch im Arabischen wieder.
Aus meiner eigenen Sicht nicht ganz einfach ist das Wörterlernen; es gibt wenig vertraute Wurzeln wie zwischen Englisch, Deutsch, Italienisch usw. und viele arabische Wörter, die für uns recht ähnlich klingen. Aber das ist eine Frage der Übung!

Die arabische Schrift lesen zu können, wird unabdingbar, sobald man über ein kurzes Gespräch hinausgeht. Es gibt Lehrbücher, die auf die Schrift verzichten und alles in Umschrift wiedergeben. Aus meiner Sicht ist es aber schon sinnvoll, sich mit der Schrift ein wenig zu befassen, schon allein, um Straßenschilder, Namen usw. entziffern zu können.
Hier verzichte ich weitgehend auf die arabische Schrift, um den Zugang für alle gleichermaßen zu erleichtern.

Ein paar Wendungen zum Einstieg

Begrüßung & Höflichkeit. Hier ein paar gebräuchliche Wendungen.

as-salaamu 'alaikum - Begrüßung: der Friede sei mit dir
wa 'alaikum as-salaam - die entsprechende Antwort: und mit dir sei der Friede

salaam! - die Kurzform davon

marhaba - hallo

ma'a as-salaama - Abschiedsgruß: in Frieden

ahlan wa sahlan - Herzlich willkommen

min fadluka - bitte
shukran - danke

afwan - gern geschehen

na'am - ja
laa - nein

Das erste Gespräch. Ein paar einfache Fragen und Antworten..

kaifa al-haal? - Wie geht es?
bikhair, shukran -
gut, danke
al-hamdulillah -
"so Gott will" ("schlecht" würde ein Araber nie sagen - es gibt immer Schlimmeres...)

min aina anta? / anti? - wo bist du her? (anta, wenn ein Mann, und anti, wenn eine Frau angesprochen wird)
ana min ... (al-Qahira, Misr, Maghrib, Tunisia, Almaniya) - ich bin aus ... (Kairo, Ägypten, Marokko, Tunesien, Deutschland)

ma ismuka? / ismuki - Wie heißt du (für Männer/Frauen, s.o.) ?
ismi ... - Mein Name ist...

Grundzüge der Sprache

Wörter und Sätze. Ganz wie bei uns kann ein normaler Satz aus Subjekt, Verb, Objekt und verschiedenen Attributen bestehen. Hier ein Beispielsatz:

hunak *ala al-yamin yudjad djami* kabira.
dort in, auf Rechts es gibt Moschee groß.
"Dort auf der rechten Seite gibt es eine große Moschee."

Zwei Dinge sieht man an diesem Satz:

Erstens, für "DIE rechte Seite" wird ein bestimmter Artikel benötigt, er heißt im Arabischen immer "al-" und taucht überall (selbst in unserer ALgebra und ALchemie) auf. Für "EINE Moschee" verwednet man im Deutschen einen unbestimmten Artikel, im Arabischen einfach das Wort ohne Artikel.

Zweitens, das Attribut "groß" steht nach dem Wort Moschee. Wie bei anderen Sprachen muß das Adjektiv in seiner Form angepaßt werden. Da "djami*" ein weibliches Wort ist, steht die weibliche Form von "groß" (kabir), nämlich kabira.

Das Arabische kennt nur "männlich" und "weiblich". Bei der Zahl gibt es außer "Einzahl" und "Mehrzahl" auch noch eine "Zweizahl" (Dualform) für paarige Begriffe, das führt hier jedoch zu weit.

Pronomen und Präpositionen. Wie bei uns gibt es Pronomen (ich, du, mein, dein, usw.). Im Arabischen stehen diese aber oft nicht allein ("ich gehe zu dir"), sondern werden an andere Wörter angehängt ("gehen-ich zu-du"). Das ist ein wenig ungewohnt, aber nicht so kompliziert, vor allem da diese Anhängepartikel für verschiedene Funktionen gleich sind.

djalab-na hadiyat-i li-l-atfal.
mitbringen-wir Geschenk-ich für-die-Kinder. .
"Wir bringen mein Geschenk für die Kinder (mit)."

Beim letzten Wort sieht man wieder den bestimmten Artikel ("DIE Kinder"), al-, der hier jedoch nur als -l- ausgesprochen wird. Die Präposition "für" heißt "li", aber wird mit dem Wort verbunden.

Wie oben erwähnt, tauchen die angehängten Pronomen in verschiedener Funktion auf. Das "wir" (-na) von der Verbform im Beispielsatz würde man ebenso einsetzen für

hadiyat-na ("Geschenk-wir") - unser Geschenk
li-na ("für-wir") - für uns
usw.

Wurzeln. Ein ganz wichtiges Kernelement der arabischen Sprache sind Wurzeln oder Radikale. Im Grunde gibt es dasselbe System auch in unserer Sprache: "ich ging", "der Gang", "Durchgang", "gangbar", "vergangen", "Vergangenheit" haben alle eine gemeinsame Wurzel. Nicht anders bilden im Arabischen Wurzeln, die meist aus drei Konsonanten bestehen, ganze Wortfamilien. Hier wird eine besondere Rolle der Schrift deutlic: da ja nur die Konsonanten geschrieben werden, wird ein und dasselbe Schriftmuster sozusagen mit verschiedenen "Vokalmustern" aufgefüllt und mit Vor- und Nachsilben ergänzt, die immer eine bestimmte Bedeutung haben. Nehmen wir das Beispiel "k-t-b". Diese Wurzel schreibt sich arabisch so und hat von der Bedeutung her etwas mit "schreiben" zu tun:
k t b (Wurzel "schreiben")

Die Formen des Verbs "schreiben" leiten sich dementsprechend ab, z.B.:

kataba er schrieb

katab-na wir haben geschrieben (dasselbe -na wie oben)

yaktub er schreibt

'uktub! schreib!

Dieselbe Wurzel dient auch zur Bildung von Substantiven und deren Pluralformen:

ka:tib (der, der schreibt) - Schreiber

ka:tiba (dasselbe mit weiblicher Endung) - Schreiberin

kita:b (das, was geschrieben wird) - Buch

kutub Bücher (Plural)

Mit einer ganzen Reihe von Vor- und Nachsilben lassen sich viele weitere abgeleitete Wörter bilden:

maktab (der Ort, wo geschrieben wird) - Schreibtisch; Büro

Diese Art der Wortbildung spielt eine große Rolle. Sie kann zwar manchmal verwirrend sein (in der normalen Form, wo Vokalzeichen weggelassen werden, kann man z.B. kataba (er schreibt) und kutub (Bücher) nicht unterscheiden; erst der Zusammenhang macht die Sache eindeutig. Andererseits erleichtert sie es, neue Wörter zu lernen oder zu erraten, da die Mechanismen immer gleich sind. So wie maktab (Büro) von "kataba" (er schreibt) abgeleitet, findet man z.B. madjlis (Versammlung) von "djalasa" (er sitzt), mat*am (Restaurant) von ta*ama (er speist), masdjid (Moschee) von "sadjada" (er kniet) - ma- bedeutet also meistens etwas wie "der Ort, wo...) usw.

Tatsächlich ist die "Wurzel" als Grundelement so wichtig, daß in echten arabischen Wörterbüchern die Einträge nicht alphabetisch, sonder nach ihren Wurzelkonsonanten sortiert sind. Das Wort "maktab" müßte man also unter "k" wie "k-t-b" suchen.

Einige Besonderheiten

Dual. Wie bereits oben erwähnt, gibt es in der arabischen Sprache neben Einzahl und Mehrzahl noch den Dual. Es gibt also gesonderte Formen z.B. für "der/ein Mann", "zwei Männer" und "die Männer". Ebenso muß dann jedes Attribut und jede Verbform angepaßt werden: "der Mann läuft", "die beiden Männer laufen", "die Männer laufen". Die "Zweizahl" kommt öfter vor, als man denkt, da man sie korrekterweise bei allen "paarigen" Begriffen braucht: "die Augen", "die Beine" usw. Das gilt allerdings für ein gutes Hocharabisch. Will man einfach nur ein wenig sprechen können, wird man sich um solche Feinheiten "herummogeln" können.

Nominalsätze. Das Arabische kennt für einfache Aussagen Sätze ohne Verb. Zum Beispiel wird für einen Satz wie "Das Haus ist groß" kein Wort für "sein" benötigt:

al-bait kabi.r
das Haus groß.

Tatsächlich wird eine Form von "sein" nur dann notwendig, wenn man z.B. Vergangenheits- und Zukunftsforemn bilden will.

Gattungsbegriffe. In bestimmten Fällen gibt es im Arabischen für einen Begriff keine Einzahl- und Mehrzahlform, sondern einen "Gattungsbegriff". Zum Beispiel hat das Wort "tuffah" die Bedeutung "Apfel, Äpfel" sozusagen im Sinne einer allgemeinen Gesamtheit. Diese Bedeutung kennen wir auch im Deutschen, wie wir sie in einem Ausdruck wie "ich mag Äpfel" oder "ein Geruch nach Apfel" meinen. Im Arabischen muß in so einem Fall eine speziellee Form (Kollektivform oder Gattungsbegriff) benutzt werden (tuffah). Spricht man von einem einzelnen, speziellen Apfel, so wird die Einzahl daraus abgeleitet (tuffaha), und gleiches gilt für eine abgezählte Mehrzahl (tuffahat).

Wortzusammensetzungen. Ein großer Teil der zusammengesetzten Begriffe sind einfach Genitivverbindungen, z.B. markaz al-madina = Zentrum der Stadt = Stadtzentrum, bab al-bait = Tür des Hauses = Haustür usw.

Weiterlernen...
Wer neugierig geworden ist und ein wenig mehr Details wissen und vielleicht eine kleine Konversation zustandebringen mächte, dem empfehle ich zum Einstieg:

Kauderwelsch, Hocharabisch Wort für Wort (Broschiert)
EUR 7,90
...

Die Kauderwelsch-Bücher bieten einen leichten Einstieg und anwendungsorientiertes Material z.B. für Urlaub und Smalltalk, aber gleichzeitig auch einen fundierten Einblick in Grammatik usw. fürs Weiterlernen. Meiner Meinung nach sehr nützlich für alle, die sich nict ganz sicher sind oder denen Zeit / Interesse für einen längeren Kurs mit einem richtigen Lehrbuch fehlt.

Wer wirklich weiterlernen und richtig Arabisch sprechen möchte, dem würde ich unbedingt zu einem Kurs raten. Ideal ist wahrscheinlich, sich mit Kursen eine gewisse Basis anzueignen und dann in einem arabischsprachigen Land oder mit Freunden seine Kenntnisse anzuwenden und zu erweitern.

Weitere Büchertipps und aktuelle Kursangebote im Raum Regensburg sind unter "Weiterlesen" zu finden.

Arabisch schreiben am Computer
Wer Arabisch am Computer schreiben möchte, braucht spezielle Schriftarten und spezielle Software. Will man nur einige Wörter schreiben, so reicht ein kleines kostenlose Programm aus, das hier zum Download angeboten wird. In arabischen Ländern wird ein spezielles "Arabic Windows" und entsprechende Versionen von Word usw. verwendet. Auf arabischen Tastaturen sind neben den westlichen auch die arabischen Buchstaben zu sehen. Für europäische Systeme gibt es spezielle kommerzielle Software, die es erlaubt, z.B. in normalen Word-Dokumenten Arabisch zu schreiben.